Philosophie – im Dialog und im Bild

Der Text und die Schrift

Vor etwa dreieinhalb Jahr­tausenden gab es eine Kultur­revolution. Man nutzte Bilder, mit denen man bis dahin Dinge gekennzeichnet hatte, als Stell­vertreter für einen einzelnen Laut. Mit zweiund­zwanzig Zeichen (im phönizischen Kultur­kreis) ließ sich nun alles Gesprochene visuell mani­festieren. Der Philosoph Platon betrachtete diese Errungen­schaft skeptisch. Ganz anders eine Reihe religiöser Strömungen im Judentum: Für sie sind die Buch­staben Manifestationen des Gött­lichen, Ursprung der Schöpfung.
Ein Unter­scheidungs­merkmal für die klassischen Religionen wie auch moderne Kulturen ist, wie stark sie Text­kultur oder Bild­kultur sind.
Von der Spannung zwischen Text und Bild leben auch Kalli­grafie und Typo­grafie, die durch die Gestal­tung der Schrift den Text um sinn­lich erfahr­bare Bedeutungs­aspekte erweitern.

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Leitkultur
Leitkultur; Aquarell und Acrylfarbe, 40 x 30 cm

Eine Zeile mit deutscher Schrift (Kurrent) – wie ist sie uns so vertraut!


Brecht: Erinnerung an die Marie A.
Brecht: Erinnerung an die Marie A.; Pastell und Graphitstift auf Zeichenpapier, 64 x 42 cm

Das 1920 entstandene Gedicht Erinnerung an die Marie A. von Bertolt Brecht ist eine äußerlich nüchterne Darstellung, im Kern eine melancholische Klage über das Vergehen der Liebe.

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Es beginnt mit der Schilderung des Dichters, wie er an einem Septembertag unter einem Pflaumenbaum die Geliebte im Arm hält, und über ihnen „War eine Wolke, die ich lange sah / Sie war sehr weiß und ungeheuer oben / Und als ich aufsah, war sie nimmer da." Inzwischen kann er sich nicht mehr an ihr Gesicht und seine Liebe zu ihr erinnern. Nur die Wolke ist in seinem Gedächtnis geblieben und erinnert ihn daran, dass er die Frau damals küsste.


Man muss mit der Zeit gehen
Man muss mit der Zeit gehen; Aquarell und Acrylfarbe, 48,5 x 34,9 cm

In welche Richtung geht man mit der Zeit?


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