Ich und Du ist der Titel eines Hauptwerks von Martin Buber. Seiner Analyse zufolge ist das Verhältnis des Menschen zur Welt und zum Mitmenschen durch zwei Haltungen bestimmt, die sich gegenseitig ausschließen und dabei doch aufeinander bezogen sind. In der Haltung des „Ich-Es“ bin ich zweckorientiert auf die Welt und den Anderen ausgerichtet. In der Haltung des „Ich-Du“ erlebe ich die Welt als den Grund, der mich trägt, und den Mitmenschen als einzigartige Person, die als einzelnes Du „Durchblick“ zum ewigen Du, d. h. zum Göttlichen, ist.
Im Denken des jüdische Philosophen Emmanuel Levinas (französisch Lévinas) (1906–1995) ist die Vorstellung vom ‚Antlitz des Anderen‘ von zentraler Bedeutung.
Der in Litauen geborene Denker lebte und arbeitete die meiste Zeit in Frankreich. In einer zweisemestrigen Studienphase in Freiburg i. Br., 1927/1928, setzte er sich mit der Phänomenologie Edmund Husserls und Martin Heideggers auseinander. Von dieser ausgehend vollzog er eine radikale Wende, indem er die Ethik zum Fundament der Philosophie machte. Für diese Wendung kann die Rede vom ‚Antlitz des Anderen‘ als Chiffre gelesen werden. Er entfaltete seine Philosophie in zahlreichen Werken, von denen hier beispielhaft Die Spur des Anderen. Untersuchungen zur Phänomenologie und Sozialphilosophie genannt sei.
Für den Psychologen, Philosophen und Evolutionstheoretiker George Herbert Mead (1863–1931) spielt die Perspektivendifferenz zwischen zwei Formen des Selbst, „i“ und „me“, eine zentrale Rolle.
Dabei ist – sehr vereinfacht gesagt – das „me“ mein Selbst, wenn ich mich mit den Augen der anderen sehe, das „i“ mein Selbst, wenn ich zu dem „me“ Stellung nehme. Um den gesellschaftlichen Bezug als einen offenen zu bestimmen, ist hier im Bild der Fremde hinzugefügt.
Das in mittelhochdeutscher Sprache verfasste Gedicht preist die Liebe als rauschhafte Erfüllung im Einklang mit der Natur sowie den himmlischen Mächten und im schroffen Gegensatz zur gesellschaftlichen Konvention.
Eine Frau kommt zu ihrem Geliebten, der in der freien Natur ein Lager aus „bluomen unde gras“ bereitet hat. Die Szene spielt auf einer Wiese – „Under der linden/an der heide“ – in der Nähe eines Waldes mit einem Tal, in dem die Nachtigall ein lautmalerisches „tandaradei“ singt. Unter Anrufung der Gottesmutter, der „hêre frouwe“, schildert die Liebende ihr Glück – „daz ich bin sælic iemer mê“ – über den Empfang mit tausend Küssen. Für einen Vorübergehenden wäre der Anblick des Lagers lächerlich, aber für sie ist dieser Platz, wo ihr Haupt in Rosen gebettet ist, ein Ort des Glücks. Dass er mit ihr geschlafen hat, ist gesellschaftlich absolut unzulässig und muss immer ihr beider Geheimnis bleiben, das nur von einem verschwiegenen Vögelchen geteilt wird.
Diese Zeile „כִּי־עַזָּה כַמָּוֶת אַהֲבָה | ki asa ka mavet ahava | Denn stark wie der Tod ist die Liebe“ schrieb ein unbekannter Dichter– lange Zeit dachte man, es sei König Salomon gewesen – vor etwa zweieinhalbtausend Jahren.
Der Halbvers findet sich in einer Sammlung von Liebesgedichten in hebräischer Sprache, die als Hohes Lied in der Bibel überliefert ist. Wahrscheinlich haben wir es dieser fälschlichen Zuschreibung an König Salomon zu verdanken, dass diese Texte in die Bibel gekommen sind und uns dadurch überliefert wurden. Der ganze Vers „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, denn stark wie der Tod ist die Liebe“ hat zahlreiche Theologen und Dichter inspiriert.
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